BÖRSE EXPRESS: Ziel des Fonds ist, durch intensive Marktbeobachtung interessante Anlagemöglichkeiten zu identifizieren und eine attraktive Rendite bei zugleich möglichst breiter Risikostreuung zu erzielen. Was stelle ich mir als attraktive Rendite bzw. ihre Ziele dafür vor?

ANDREAS PALMETSHOFER: Mit attraktiver Rendite ist gemeint, eine entsprechende Verzinsung bzw. Performance im Verhältnis zum eingesetzten Kapital, unter Berücksichtigung von Risiko, Laufzeit und Marktbedingungen zu erzielen. Ziel des 3 Banken Rendite Plus ist es, in Anleihen zu investieren, welche dies erfüllen und ein ausreichend attraktives Rendite-Risiko-Potenzial aufweisen. Nachdem uns ein sehr großes Universum zur Verfügung steht, gibt es genügend Investitionsmöglichkeiten. Zurzeit liegt die durchschnittliche Fondsrendite bei ca. 4,5% und das ist unserer Meinung nach ein attraktives Umfeld.

 

BÖRSE EXPRESS: Es gibt ein eindeutiges Übergewicht an Euro-Anleihen - USA und Großbritannien kommen in Summe auf nicht einmal 15% Portfolioanteil. Hat das vor allem mit FX-Absicherungsgründen zu tun, oder ist das ein Spiegelbild Ihres konjunkturellen Weltbilds?

ANDREAS PALMETSHOFER: Es ist beides. Zum einen haben wir ein breites Universum an Euro-Unternehmensanleihen zur Verfügung, in dem wir uns ausreichend gut bewegen und genügend Investmentideen finden können. Deshalb ist ein Ausweichen in andere Regionen nicht nötig. Zum anderen gibt es gemäß unserer Bewertungsanalysen keine echten Argumente, die USA stärker zu gewichten, weil es nach den Absicherungskosten keinen wirklichen Mehrwert gibt. Davon abgesehen erwarten wir eine wirtschaftliche Abkühlung in den USA, und würden erst bei höheren Risikoprämien mehr in diese Unternehmen investieren.

 

BÖRSE EXPRESS: Kommen wir zur Portfoliogestaltung. Wer bzw. was bestimmt, in welcher Art von Anleihen investiert wird - Staat bzw. Unternehmen in erster Linie

ANDREAS PALMETSHOFER: Der 3 Banken Rendite Plus ist im Investitionsprozess im Wesentlichen auf Unternehmensanleihen ausgerichtet. Unsere Analysen konzentrieren sich stark auf den Bonitätsbereich zwischen BBB und BB-Unternehmensanleihen. Insofern nehmen Staatsanleihen eine untergeordnete Rolle ein und werden nur taktisch oder bei auffälligen Renditeaufschlägen, wie es zuletzt bei Rumänien der Fall war, aufgenommen.

 

BÖRSE EXPRESS: Der Rest, wie Branchenverteilung etc. ergibt sich auf Basis eines Bond-Picking-Ansatzes eher zufällig, oder steckt da zuerst eine Basisannahme dahinter?

ANDREAS PALMETSHOFER: Die Branchenverteilung ergibt sich auf Basis der Einzeltitelanalyse, wobei wir schon mit einem Auge auf ein ausgewogenes Verhältnis achten. Beispielsweise stand der Immobiliensektor während der Zinswende stark unter Druck und nachdem einige große Player in der Branche stark unter Druck geraten sind, haben wir aufgrund der Risiko-Ertragsprofile den Sektor erhöht. Allerdings in einem angemessenen Ausmaß von rund 10%, Klumpenrisiken wollen wir vermeiden.

 

BÖRSE EXPRESS: Und wie kommt man zum Einzeltitel? AT&S beispielsweise ist eine Ihrer Top-Positionen. Was hat AT&S, was andere nicht haben?

ANDREAS PALMETSHOFER: AT&S befindet sich aktuell in einem schwierigen operativen Umfeld und hat mit anhaltendem Preisdruck, Margendruck und schwachen Endmärkten - Automotive und Industrie - zu kämpfen. Trotz der aktuellen Herausforderungen ist der Wachstumsausblick in dem Sektor jedoch langfristig interessant und wir rechnen mit stabileren Ergebnissen. Wir haben diese Anleihe in den letzten Monaten aufgrund der verbesserten Liquiditätslage, durch den Verkauf des Werkes in Südkorea zu einer Top-Position ausgebaut, weil wir davon ausgehen, dass sich die Risikoprämie dadurch noch reduzieren sollte. Die Aktie hat sich zuletzt gut entwickelt, und auch die Anleihe konnte in diesem Jahr um rund 11% aufwerten. Wir sehen noch etwas Potenzial und bleiben somit investiert.

 

BÖRSE EXPRESS: Bleiben wir bei AT&S. Sie weisen für Ihr Portfolio kumulierte Ratingklassifizierungen auf. Wie und wo wird da ein offiziell - von S&P und Co - nicht geratetes Unternehmen eingeordnet?

ANDREAS PALMETSHOFER: Unternehmen, welche kein offizielles Rating ausweisen, durchlaufen in unserem Haus einen internen Ratingprozess, in dem wir versuchen die Bonität bestmöglich festzulegen. Dies ist ein laufender, standardisierter Prozess, der in Abstimmung mit unserem Risikomanagement erfolgt. AT&S beispielweise wird gemäß dieser Vorgehensweise dem Hochzinssegment zugeordnet.

 

BÖRSE EXPRESS: Überhaupt auffallend, dass im Vergleich sehr viele österreichische Unternehmen im Portfolio sind. Ist das, weil viele Österreicher noch ohne Rating dastehen und daher oft höhere Zinskupons für ihre Anleihen zahlen müssen, oder einfach, weil man die Unternehmen besser kennt und glaubt das Risiko vielleicht noch besser als der Markt einschätzen zu können?

ANDREAS PALMETSHOFER: Der Anteil an österreichischen Unternehmensanleihen liegt bei etwa 20% und wird stark von den beiden Hybridanleihen von AT&S und Lenzing getragen. Unternehmen ohne offizielles Rating sind, wie Sie richtig hinweisen, aufgrund der höheren Zinskupons interessant und dieser Anteil liegt bei etwa 10% auf Fondsebene, wobei 6% aus Österreich kommen. Ein weiterer Grund ist die räumliche Nähe und der Austausch mit Unternehmen. Auch kann die Unternehmensgröße im internationalen Vergleich eine Rolle spielen. Zum Beispiel haben wir die Hybridanleihen von der OMV lieber im Portfolio als jene von Repsol. Wir bekommen etwas mehr Rendite bei einer ähnlichen Bilanzsituation bzw. sogar leicht besseren Bonitätseinstufung.

 

BÖRSE EXPRESS: Einen Anleihefonds mit theoretisch unendlicher Laufzeit kaufe ich eher nicht, wenn ich in der näheren Zukunft steigende Zinsen bzw. Renditen erwarte, da mein Fonds Kursverluste zu erwarten hätte. Was antworten Sie entsprechenden Sorgen eines Anlegers?

ANDREAS PALMETSHOFER: Grundsätzlich ist bei Investitionen, sowohl in Aktien als auch in Anleihen, der Anlagehorizont ein entscheidender Faktor, der überlegt werden muss. Natürlich spielt auch die eigene Zinsmeinung eine Rolle und sollte einfließen. Die Sorge kann allerdings insofern abgeschwächt werden, wenn ich mir bei einer Investition in einen Anleihefonds überlege, wieviel Zinserhöhungen es denn braucht, um einen Kursverlust zu erleiden. Als Maßstab gilt hier der Blick auf die modified Duration, die eine Orientierungsgröße dafür ist, wie stark der Fonds auf einen Zinsanstieg von 1% reagiert. Anhand des 3 Banken Rendite Plus könnte das Zinsniveau innerhalb von 12 Monaten um rund 1,5% steigen und hätte ab dann Verluste zu verbuchen. Ein doch recht deutlicher Zinspuffer, der solche Sorgen etwas abmildert. Bonitätsrisiken sind in dieser Rechnung allerdings nicht berücksichtigt, das Beispiel ist rein auf eine Veränderung der Marktzinsen abgestellt. Bei einem Fonds mit Schwerpunkt Nachrangpapiere und Hochzinsanleihen ist die Laufzeit weniger entscheidend als die Entwicklung der Risikoaufschläge. Unternehmen aus der unteren Ratingkategorie finanzieren sich tendenziell kurzfristiger aufgrund der höheren Zinsbelastung.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie halten im Fonds die modified Duration mit etwas über drei, wie ich finde im Vergleich eher kurz. Warum spielt für Sie im kürzeren Laufzeitenbereich mehr die Musik als im längeren?

ANDREAS PALMETSHOFER: Das liegt zum einen daran, dass wir uns zurzeit stark im nachrangigen Segment engagieren, da wir dieses Segment als eine wertvolle Beimischung ansehen. Aufgrund der Ausgestaltung dieser Anleihen ergibt sich eine kürzere Duration, weil die Call-Zeitpunkte der Anleihen zumeist nicht allzu weit in der Zukunft liegen. Des Weiteren sind wir im aktuellen Marktumfeld mit langen Laufzeiten noch etwas zurückhaltend und sehen im kurz- bis mittelfristigen Bereich die Steilheit der Zins- und Bonitätskurven als vorteilhafter an. Aber auch speziell das Universum des Ratingsegments BB weist aktuell eine Duration von rund 3,2 Jahren auf. D.h. die Duration des Portfolios wird nie so lange Restlaufzeiten wie ein Staatsanleihenportfolio aufweisen.

 

BÖRSE EXPRESS: Dazu gleich die Anschlussfrage: wenn man sich die Restlaufzeiten der Anleihen im Portfolio an sich ansieht, müssten Sie eine deutlich höhere Duration aufweisen? Wie drücken Sie diese?

ANDREAS PALMETSHOFER: Das ist korrekt, und ist für den Investor der Hinweis darauf, dass wir uns im Nachrangsegment engagieren. Hybridanleihen haben eine theoretisch endlose Laufzeit, und diese drücken wir über die durchschnittliche Restlaufzeit der im Fonds befindlichen Anleihen aus. Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Emittenten dieser Anleihen in der Regel zum erstmöglichen Call-Zeitpunkt die Anleihe zurückzahlen, weshalb wir das Zinsrisiko auf diesen ersten Termin rechnen.

 

BÖRSE EXPRESS: Gibt es da Risiken, die ich als Anleger wissen sollte?

ANDREAS PALMETSHOFER: Das ist der Hinweis darauf, das wir in Nachranganleihen investieren, ändert am Risikoprofil des Fonds in der Gesamtheit jedoch nichts.

 

BÖRSE EXPRESS: Abschlussfrage: den Fonds gibt es nun seit etwas mehr als zwei Jahre. Wie viel wurde mittlerweile umgeschichtet, was waren die Gründe dafür und was war der letzte (Zu-)Kauf?

ANDREAS PALMETSHOFER: Der 3 Banken Rendite Plus wurde Ende März 2023 gegründet und kann auf zwei gute Jahre zurückblicken. Es wurde in den letzten 26 Monaten in etwa ein Viertel des Portfolios aktiv umgeschichtet und dies erfolgt auf Basis unserer Analyse- und Bewertungsansätze. Die Hauptgründe bei Umschichtungen sind unzureichende Risiko-Ertragsprofile, weil entweder die Anleihe bereits zu teuer ist oder die wirtschaftlichen Aussichten zu unsicher. Die letzten Zukäufe erfolgten bei Bayer, die auch unter den Top-Positionen zu sehen ist. Ein Neuzugang ist Warner Media Holdings, einer der wenigen Amerikaner, die zuletzt aufgrund der Bonitätsabstufung ins Hochzinssegment deutlich an Wert verloren haben und wir der Meinung sind, dass hier ein erster Boden gefunden wird, deswegen ein erstes Engagement. < Mehr zum Fonds gibt’s hier Der 3 Banken Rendite Plus wurde Ende März 2023 gegründet und kann auf zwei gute Jahre zurückblicken. Es wurde in den letzten 26 Monaten in etwa ein Viertel des Portfolios aktiv umgeschichtet und dies erfolgt auf Basis unserer Analyse- und Bewertungsansätze. Die Hauptgründe bei Umschichtungen sind unzureichende Risiko-Ertragsprofile, weil entweder die Anleihe bereits zu teuer ist oder die wirtschaftlichen Aussichten zu unsicher. Die letzten Zukäufe erfolgten bei Bayer, die auch unter den Top-Positionen zu sehen ist. Ein Neuzugang ist Warner Media Holdings, einer der wenigen Amerikaner, die zuletzt aufgrund der Bonitätsabstufung ins Hochzinssegment deutlich an Wert verloren haben und wir der Meinung sind, dass hier ein erster Boden gefunden wird, deswegen ein erstes Engagement.

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